An einer verbindlichen Wasserstoff-Agenda für die Hauptstadt arbeitet der Ende Januar neu gegründete Verein H2Berlin. Seine Mitglieder – große Berliner Unternehmen und Organisationen aus dem Energiesektor – hatten im Herbst 2020 und damals noch als Initiative die Studie „Wasserstoffpotenzial in Berlin 2025“ vorgestellt.
Mit fortschreitendem Ausbau der erneuerbaren Energien rückt deren Speicherung in Form von Wasserstoff immer stärker in den Fokus. Beispielsweise ließe sich bei Sturm die volle Leistung von heute noch allzu oft abgeregelten Windparks nutzen. Ein solches Wasserstoff-Polster ist etwa als Reserve für gelegentliche Dunkelflauten und die kalten und dunklen Wintermonate so angenehm wie ökologisch. Diese Umwandlungs-und Speicher-Technik ist im Vergleich ressourcenarm und sicher. Und auch als direkt nutzbarer Energieträger hat Wasserstoff viel Potenzial. Dennoch steht der Wasserstoff-Durchbruch auch wegen fehlender Rahmenbedingungen bislang aus. Die Anwendungsfälle sind noch so rar wie die Autos mit dem Wasserstoff-H am Tank. Das soll sich schnell ändern und dem will H2Berlin auf die Sprünge helfen.
Systemischer Ansatz soll Markt schaffen
Die 2020 veröffentlichte Studie von H2Berlin identifiziert in Berlin Wasserstoff-Potenziale vor allem in der Wärmeversorgung und im Verkehrssektor. 9.000 Tonnen Wasserstoff sollten 2025 einer Modellrechnung des Forschungszentrums Jülich zufolge in der Stadt genutzt werden, um kosteneffizient die Energiewende hin zur Klimaneutralität zu vollziehen. H2Berlin hat sich neben viel Überzeugungs- und Bildungsarbeit in Sachen Wasserstoff vor allem auf die Fahnen geschrieben einzelne Initiativen unternehmens- und sektorenübergreifend zu bündeln. Nur mit einem solchen systemischen Ansatz könne man zügig zu Mengen, Synergien und damit auch zu Wirtschaftlichkeit kommen.
Fahrzeuge, Abwasser als Quelle und Erdspeicher: Projekte nehmen Kontur an
Erste Berliner Wasserstoff-Projekte nehmen indes bereits Kontur an: So wollen die BSR 2021 wasserstoff-getriebene Müllfahrzeuge in Betrieb nehmen. Die Berliner Wasserbetriebe loten gemeinsam mit dem Startup Graforce mit einer Pilotanlage die Erzeugung von Wasserstoff aus Abwasser aus, wollen diesen Wasserstoff in Erdgas-Fahrzeugen als Beimischung nutzen und planen zudem die Anschaffung von Wasserstoff-Fahrzeugen für den Entstörungsdienst. Die Gasag prüft den Gasspeicher im Grunewald auf Wasserstoff-Tauglichkeit, Vattenfall und Siemens Energy prüfen die Machbarkeit einer Wasserstoff-Elektrolyse im industriellen Format am Standort Marzahn.
Über H2Berlin und die Potenzialstudie
Mit dem H2Berlin e.V. wollen die Unternehmen GASAG, Berliner Wasserbetriebe, Vattenfall, Berliner Stadtwerke, Berliner Stadtreinigung, Stromnetz Berlin, Sustainable Hydrogen, Elogen, Storengy, TÜV Rheinland, H2 Mobility, Viessmann, Graforce, Silica und Neue Energie Premnitz den Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft zur Reduktion des Verbrauchs fossiler Brennstoffe und zur Einhaltung der Klimaziele in der Hauptstadt fördern. Der Verein wird von Berlin Partner, InfraLab Berlin, der NOW GmbH, HyCologne, dem Deutschen Wasserstoff und Brennstoffzellen Verband und IKEM unterstützt.
Mit der Vereinsgründung bekennen sich die Unternehmen der bisherigen Initiative H2Berlin dazu, in Berlin firmen- und sektorübergreifend eine Wasserstoff-Wirtschaft zu etablieren, dafür einen Markt aufzubauen und erste Leuchtturmprojekte zu konzipieren.
Die 52-seitige Studie „Wasserstoffpotenzial in Berlin 2025“ wurde im Auftrag von H2Berlin und unterstützt von der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe durch die Beratungsgesellschaften umlaut energy GmbH und ETC Energy Transition Consulting GmbH erstellt. Sie steht unter Wasserstoffpotenzial in Berlin 2025 (sustainable-hydrogen.com) zum Download zur Verfügung.